Editorial

Extreme Zeiten, extreme Maßnahmen

| 10. März 2022
istock.com/Serhii Tsyhanok

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen im Wahnsinn einer neuen Woche. In dieser Ausgabe sind wir mit folgenden Themen für Sie da:

  • Noch eine Zeitenwende: Joe Biden redet in seiner Ansprache zur Lage der Union auch von Sanktionen gegen Russland – doch das eigentlich Interessante blieb nahezu unbemerkt: seine offene Beerdigung der Globalisierung.
  • Geldwende: Die Inflation in den USA ist so hoch wie zuletzt Anfang der Achtziger Jahre, die Zahl der offenen Stellen auf Rekordniveau. Jetzt reagiert die Federal Reserve mit Zinserhöhungen. Doch was will und kann sie mit der geldpolitischen Straffung erreichen?
  • Zeit für Grundsätze: Wer wie unsere Außenministerin Annalena Baerbock die Menschenrechte proklamiert, sollte daran denken, dass sie stets hinter den ökonomischen Interessen rangieren. Beispiel: Nordstream 2.
  • …und Zeit, sich ehrlich zu machen: Drei Fragen, die drei Eigenschaften gemeinsam haben: Sie sind wichtig, sie sind und bleiben schwierig, und wir haben die Tendenz, uns um eine ehrliche Diskussion zu drücken. Erstens, warum findet dieser Krieg statt? Zweitens, wie sollen wir auf ihn reagieren? Drittens, welche allgemeinen Veränderungen sollten aus dieser Katastrophe folgen?
  • Das Ende der Friedensunion: Mit dem Ukraine-Krieg werden die Karten in Europa neu gemischt. Deutschland gibt nicht mehr den Ton an, das Europaparlament spielt nur noch eine Statistenrolle. Und die Wirtschaft? Wird für den Krieg eingespannt.
  • Noch eine Chance für den Frieden? Weder die EU noch Russland werden je eine globale Großmacht auf Augenhöhe mit den USA oder China sein. Vielleicht liegt gerade darin die Chance für einen innereuropäischen Frieden.
  • Hurra! Russland vor der Staatspleite: Putin hat sich verkalkuliert, weil er unsere zielgenauen finanziellen Präzisionswaffen unterschätzt hat. Deshalb steht Russland jetzt vor der Staatspleite – und damit vor einer Niederlage auf ganzer Front. Wirklich? Genial daneben!
  • Pro & Contra: Andreas Nölke spricht sich auf Basis eines linken Kommunitarismus faktisch für ein Handelsembargo gegenüber Russland aus. Seine normative Basis teile ich, aber gerade deshalb überzeugen mich seine Argumente für härtere Wirtschaftssanktionen nicht.
  • Konjunktur: Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe legen zu Jahresbeginn weiter zu. Auch die Produktion zieht deutlich an. Und die Frühlingsgefühle der Unternehmer kann selbst der Ukraine-Krieg nicht trüben.