Editorial

Zyklen, Zwänge, Zerrbilder

| 28. Juli 2022
istock.com/MassimoVernicesole

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen im Wahnsinn einer neuen Woche. In unserer neuen Ausgabe sind wir mit folgenden Themen für Sie da:

  • Plötzlich Staatsfeind: Wenn sich nicht nur die Lebensmittelpreise erhöhen, sondern auch die Strom- und Heizkosten mehr als verdreifachen, dann verdampft nicht nur die einmalige Energiepreispauschale, die die Bundesregierung als Almosen gewährt. Nancy Faesers neue Staatsfeinde, sie könnten zahlreich werden.
  • Zyklus des externen Zwanges: Die Entmachtung Mario Draghis entblößt das marode politische System Italiens und löst im europäischen Establishment Entsetzen aus. Wie lange wird es dauern, bis die letzten Reste demokratischer Legitimität zusammenbrechen?
  • Transmission Protection? Das angekündigte „neue geldpolitische Instrument“ der EZB hat sich erwartungsgemäß als fauler Kompromiss erwiesen. Anders als geglaubt, könnte das Experiment nicht zu einem „Durchbruch nach oben“, sondern vielmehr zu einer Eurokrise 2.0 mit desaströsen Folgen führen.
  • Begrabt die Neoklassik! Steve Keens „The New Economics – A Manifesto” ist das richtige Buch zur richtigen Zeit – und eine gnadenlose Generalabrechnung mit den Modellen der Neoklassik.
  • Genial daneben: Bei „Putin“ muss es sich um eine Person mit unwahrscheinlichen, nachgerade fantastischen Eigenschaften handeln. Dank ihr erlebt die gute alte Spezies der "Kreml-Astrologen" eine unverhoffte Wiedergeburt.
  • Ernährung: Die Corona-Pandemie hat die Zahl der akut Hungernden weltweit auf 270 Millionen Menschen ansteigen lassen – schon vor dem Ukraine-Krieg. Zeit, lokale landwirtschaftliche Betriebe zu fördern, statt globale Lieferketten weiter auszubauen.
  • Konjunktur: Deutschland und die Eurozone stehen am Anfang einer Rezession - nur wahrhaben will das niemand. Die Wachstumsprognosen der Wirtschaftsforschungsinstitutionen schmelzen nach und nach zusammen, während die Preise weiter steigen.