Theorie

Aufgelesen ... bei Bernd Lucke

| 13. Juni 2014

Ein Leser hat uns auf ein Interview aufmerksam gemacht, das der Sprecher der AfD, Bernd Lucke, der Zeitung Die Welt nach der Europawahl Anfang Juni gegeben hat. Darin äußert Bernd Lucke, gefragt nach seiner Beurteilung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), einerseits Verständnis für deren lockeren Kurs („Ich sehe das Deflationsrisiko. Das besorgt mich auch“), andererseits seine Zweifel am Erfolg dieses Kurses („ ... ich [glaube] nicht an den Erfolg negativer Zinssätze“). Und zur Überwindung der Deflation schlägt er vor: „Der entscheidende Schlüssel für steigende Zinsen ist die Realwirtschaft. Wir brauchen wieder Wachstum und Beschäftigung.“ Da dies auch andere Politiker anderer Parteien sagen, ergänzt Bernd Lucke: „Aber sie [gemeint sind diese anderen Politiker; Anm. d. Verf.] sehen über die Wachstumsbremse hinweg, die gemeinsame Währung. Wir können die Krise in Südeuropa nur besiegen, wenn diese Staaten aus dem Euro ausscheiden dürfen.“

Diese Sätze sind in der Tat bemerkenswert. Zunächst sei daran erinnert, dass Bernd Lucke als einer der drei Initiatoren des sogenannten Hamburger Appells 2005 maßgeblich an der heutigen Deflation in Europa mitgewirkt hat. In diesem von über 200 deutschen Ökonomieprofessoren unterschriebenen Dokument heißt es wörtlich: „Die unangenehme Wahrheit besteht ... darin, dass eine Verbesserung der Arbeitsmarktlage [gemeint ist die deutsche; Anm. d. Verf.] nur durch niedrigere Entlohnung der ohnehin schon Geringverdienenden, also durch eine verstärkte Lohnspreizung, möglich sein wird.“ Und an anderer Stelle: „Überdies wird die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung in Osteuropa und Asien zukünftig vermehrt auch mittlere bis hohe Qualifikationsprofile des deutschen Arbeitsmarktes erfassen und zumindest zu äußerster Lohnzurückhaltung nötigen.“

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