Der Mindestlohn für Flüchtlinge und die Irrtümer der traditionellen Arbeitsmarkttheorie - Teil 1
In der SZ vom vergangenen Freitag findet man einen Kommentar von Nikolaus Piper, der zeigt, wie man das politisch Korrekte sagt, um es gleich wieder durch seine eigenen Vorurteile zu kassieren. Einerseits hält er es für „absurd, für Flüchtlinge den Mindestlohn zu senken“, und er glaubt zu wissen, dass niemand das will, „auch nicht in der deutschen Wirtschaft“. Dennoch sollte man sich „der Kosten des Mindestlohnes bewusst sein“. Würde durch den Mindestlohn, so Piper, den Migranten „der Zugang zum Arbeitsmarkt versperrt“, dann wäre „der Preis zu hoch“ für die Betroffenen und die Gesellschaft. Gleichzeitig lädt die gleiche Zeitung den Arbeitgeber-Ökonomen Michael Hüther ein, um auf ihrem „Wirtschaftsgipfel“ in Berlin zu sprechen und dieser Vertreter der Wirtschaft findet selbstverständlich, dass der Mindestlohn „flexibel gehandhabt“ werden müsse.
Wie sage ich das politisch Korrekte, ohne meine Vorurteile aufzugeben? Nikolaus Piper und Michael Hüther folgen, wie könnte es in einem deutschen „Leitmedium“ und bei den deutschen Arbeitgebern anders sein, bei den vermuteten „Kosten des Mindestlohnes“ der Vorstellung (der neoklassischen Theorie), es sei in einer Volkswirtschaft ein bestimmtes Einkommen gegeben, das auf mehr Menschen verteilt werden muss, wenn neue Arbeitskräfte hinzukommen. Das ist natürlich genau die gleiche Idee, die hinter der Vorstellung steht, man könne die Arbeitslosigkeit mit Leichtigkeit abbauen, wenn man nur die Löhne senke. Steigt die Arbeitslosigkeit in einem Land oder bleibt die Arbeitslosigkeit über lange Zeit hoch, waren eben die Löhne nicht flexibel genug und die Arbeitnehmer, die sich einer Senkung ihrer Löhne verweigert haben, sind selbst Schuld an ihrer Misere.
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