Aufgelesen

Der Staat als Schmarotzer und Raubtier

| 05. April 2018
pixabay.com/PetrGanaj

In der Anstalt wurde einem breiten Publikum die enorme Macht von marktradikalen Think Tanks deutlich gemacht. Die Soziologin Nancy MacLean stellt in ihrem neuesten Buch eine Spielart des Marktradikalismus – nämlich die Virginia-Schule des Wirtschaftsnobelpreisträgers James McGill Buchanan vor.

So langsam wird auch in Deutschland bekannt, welchen immensen Einfluss marktradikale Vordenker auf das politische und gesellschaftliche Geschehen sich erarbeitet haben. Die Satiresendung „Die Anstalt“[1] hat einem breiten Publikum mit einem Schlag die enorme Macht des diskreten Ökonomen-Netzwerks der Mont Pelerin-Gesellschaft (englisch: Mont Pelerin Society, kurz MPS) deutlich gemacht. Nach wie vor mangelt es jedoch an einem wirklich differenzierten Verständnis dieses beeindruckenden Hegemonie-Projekts. Da wird vom „Neoliberalismus“ gesprochen. Nach wie vor wird nicht verstanden, dass das Mont-Pelerin-Netzwerk eine Bündelung unterschiedlichster Strömungen beinhaltet, die nur ein Generalnenner eint: nämlich die strikte Ablehnung jeder Planwirtschaft.

In den Anfangsjahren der MPS gehörten zu diesem Netzwerk auch Politiker und Ökonomen wie Ludwig Erhard, Alfred Müller-Armack, Alexander Rüstow oder auch Wilhelm Röpke. Die Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik dieser echten Vertreter des Neoliberalismus (oder auch: Ordo-Liberalismus, Rheinischer Kapitalismus) dachten gar nicht daran, den Staat als proaktive Gestaltungsmacht abzubauen, den öffentlichen Raum zu privatisieren oder die Gewerkschaften zu schwächen. Im Gegenteil, im Einklang mit dem New Deal-Konsens der Eisenhower-Jahre und dem Beveridge-Sozialstaatskonzept in England wurden Löhne und Arbeiterrechte ausgebaut. Eine aufschlussreiche Studie von Sebastian Müller eröffnet in dieser Hinsicht ein differenziertes Verständnis jener Epoche in Deutschland.[2] Doch die Neoliberalen dieser Epoche sind mittlerweile ausgestorben.

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