EU

Die Aufrechten der Nacht und die Gebückten des Tages

| 16. Juni 2016

In Frankreich baut sich ein gewaltiger gesellschaftlicher Konflikt auf, weil Präsident Hollande nicht den Mut hat, die Probleme Europas klar zu benennen. Profitieren werden die Nationalisten.

Vor ein paar Tagen wurde mir von einem deutschen Journalisten eine interessante Frage gestellt. Er fragte, warum die Politik in Frankreich offenbar unfähig ist, das europäische Lohn-Problem eindeutig zu diagnostizieren und auch in den europäischen Verhandlungen klar anzusprechen. Da das Problem in der Europäischen Währungsunion nachweisbar von Deutschland ausgelöst worden sei, müsse es doch möglich sein, daraus politische Schlussfolgerungen zu ziehen. Statt gegen extremen internen Widerstand zu versuchen, die deutsche Politik zu imitieren, sollte die französische Politik die Lösung des Problems dahin ziehen, wohin sie gehört, nämlich auf die europäische Ebene.

Darauf zu antworten, ist nicht einfach. Es ist ja nicht leicht zu verstehen, dass ein Präsident, der auf dem Ticket der Sozialisten gewählt wurde und mit hochfliegenden Ideen über Umverteilung und eine neue sozialistische Leitkultur nur so um sich warf, nun konservative Arbeitsmarktreformen per präsidialem Dekret in die Welt setzt, die sich die Rechte nie zugetraut hätte. Es ist auch nicht leicht zu verstehen, dass eine große Nation wie die französische es nicht schafft, ernsthaft und sachlich zu diskutieren, was die Ursache der Misere im Euroraum ist und welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind, selbst wenn es eine ganze Menge Ökonomen gibt (hier), die Hilfestellung geben könnten.

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