Kommentar

Die Demokratie weichgekocht

| 26. November 2018
istock.com/Derkien

Politische Korrektheit kollidiert zunehmend mit der Meinungsfreiheit. Versucht wird, einen Diskurs zu etablieren, der andere Meinungen nicht mehr aushalten muss. Meinungsfreiheit – ja Demokratie überhaupt – ist allerdings nichts für Weicheier.

Fünf Nachrichten, die innerhalb kürzester Zeit mehr oder weniger Thema der Berichterstattung waren: Zunächst die Moderatorin Megyn Kelly, die ihre Show bei NBC wegen rassistischer Äußerungen aufgeben musste. Sie hatte gesagt, dass es in ihrer Kindheit noch in Ordnung war, wenn man sich das Gesicht schwarz anmalte, solange man damit eine bestimmte Person darstellen wollte. Dann lehnte der Arbeiter-Samariter-Bund nachdrücklich ab, Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion in Erster Hilfe zu schulen. Die Deutsche Parlamentarische Gesellschaft plane indes einen Anti-AfD-Passus, hieß es fast zeitgleich. Apu, den indischen Verkäufer in der Trickserie »Die Simpsons«, will man aus der Serie herausschreiben, weil seine Figur auf rassistischen Vorurteilen aufbaue. Und die Spiegel-Kolumnistin und Autorin Margarete Stokowski sagte eine Lesung ab, weil in der Buchhandlung auch neurechte Bücher ausliegen.

Selten verdichtet sich der Weltgeist zu so einem moralingesäuerten Ungeist, wie in jenen Tagen Ende Oktober, Anfang November. Eine diffuse politische Korrektheit reißt die Deutungshoheit über die Freiheit der Meinung (und der künstlerischen Freiheit) an sich. Sie spricht als Anwältin einer pluralen Gesellschaft, erlaubt sich aber, Pluralismus an der entscheidenden Stelle einzugrenzen: Wenn es um Ansichten, Vorstellungen und Denkweisen geht.

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