Weltwirtschaft

Die Flüchtlinge und die geistigen Defizite in der Politik

| 09. Oktober 2015

Das Flüchtlingsdrama, das sich vor und inzwischen hinter unserer Haustür abspielt, hat viele Facetten und die meisten zeigen sich erst jetzt. War Deutschland, wohl kurzzeitig geblendet von seiner eingebildeten Übermächtigkeit, in den ersten Momenten großzügig und tolerant, klingen nun mehr und mehr die Töne durch, die wir befürchtet und leider auch erwartet hatten. Das Land, das vor ein paar Jahren einem Thilo Sarrazin eine große Bühne geboten hat, um seine kruden und xenophoben Thesen weit zu verbreiten, ist nicht über Nacht zu einem Staat geworden, der einfach einmal über seinen Schatten springen und eine Million Menschen relativ geräuschlos aufnehmen kann.

Keine Frage, man darf die Schwierigkeiten, die ein solcher Zustrom vor allem auf der Ebene der Gemeinden schafft, nicht unterschätzen. Es sind nicht nur finanzielle Engpässe, die viele Gemeinden haben, sie haben auch einfach nicht das Personal und die Infrastruktur, um in kurzer Zeit eine geordnete und menschenwürdige Unterbringung so vieler Menschen zu gewährleisten. Natürlich kommt es dabei zu vielen Überforderungen auf beiden Seiten und zu zwischenmenschlichen Spannungen, die sich manchmal explosiv entladen. Dass die deutschen Medien solche Konflikte aber in dicken Schlagzeilen Tag für Tag vermelden, als wäre es der Beleg dafür, dass es mit diesen Menschen nichts als Schwierigkeiten gibt, zeigt nur, wie weit verbreitet die unterschwellige Xenophobie ist. (Zum Glück arbeiten viele Bürger an der sogenannten Basis daran, den Flüchtlingen zu helfen, und zum Glück wird darüber auch immer mal wieder berichtet. Den Stellenwert von Meldungen über Schlägereien in Flüchtlingsunterkünften erreichen diese Berichte allerdings in der Regel nicht.)

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