Ein Angriff mit Aplomb – aber ohne Substanz
Nachdem sich in der angelsächsischen Diskussion zur Eurokrise weitgehend die von Costas Lapavitsas und mir (Flassbeck/Lapavitsas, 2013) seit langem vertretene Ansicht durchgesetzt hat, es sei vor allem die deutsche Lohnzurückhaltung gewesen, die für die Ungleichgewichte und die Krise im weitesten Sinne verantwortlich ist, kommt nun ein Gegenangriff, auf den mich einige Leser hingewiesen haben. Es gibt allerdings intellektuelle Angriffe, die kommen mit Aplomb, aber mit ganz kleiner Substanz. So ist es mit dem Angriff von Servaas Storm (hier), einem niederländischen Ökonomen, der vorgibt, die Position, es sei Deutschland gewesen, das mit merkantilistischer Politik einen Keil in die Eurozone getrieben hat, mit einfachen Mitteln aus den Angeln heben zu können.
Storms Position ist klar: “Secondly, as shown in Figure 1, there is no clear sign of a nominal wage squeeze on German workers if we compare Germany to the Eurozone as a whole (but excluding Germany). German nominal wages increased relative to the Eurozone in the 1990s and the German relative nominal wage stayed more or less flat during the period 1999-2007 (there was a negligible decline of 0.7 percentage points over these eight years). It is nevertheless true that Germany’s unit labor cost declined relative to those of the rest of the Eurozone (as Figure 1 illustrates), but this was not a result of wage restraint: It was completely due to Germany’s outstanding productivity performance: during 1999-2007 average German labor productivity (per hour worked) increased by almost 8 percentage points compared to the rest of the Eurozone, which accounts fully for the decline in Germany’s relative unit labor costs by 7.8 percentage points over the same period. It was German engineering ingenuity, not nominal wage restraint or the Hartz “reforms”, which reduced its unit labor costs. Any talk of Germany deliberately undercutting its Eurozone neighbors is therefore beside the point.”
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