Genial daneben

Griechenland – ein hoffnungsloser Fall?

| 01. Juli 2019
istock.com/Rawf8

Der Spiegel fordert "grundlegende Reformen" in Griechenland. Zum Beweis hält ein 2001 geschlossenes Flughafengelände her. Fragt sich, was hoffnungsloser ist - die Lage Griechenlands oder journalistische Standards?

Die aktuelle Print-Ausgabe des SPIEGEL [1] berichtet anlässlich der bevorstehenden Wahlen über Griechenland. Giorgos Christides und Claus Hecking schreiben, dass das Wachstum dort „katastrophal“ niedrig sei. Junge Menschen mit abgeschlossenem Jura-Examen verdienten als Anwälte nur 350 bis 400 Euro netto im Monat. Nicht wenige verließen deshalb das Land. Ein Investor, der auf dem Gelände des 2001 stillgelegten Athener Flughafens Hellenikon acht Milliarden Euro in ein Projekt mit Hotels, Luxuswohnungen, einem Park sowie einem Casino stecken wolle, komme aus bürokratischen Gründen nicht voran. Das Wirtschaftsforschungsinstitut IOBE habe ausgerechnet, dass das Vorhaben „10.000 Jobs schaffen und Griechenlands Wirtschaftsleistung langfristig um 2,4% erhöhen“ würde.

Nur stimmen können die IOBE-Zahlen kaum: Wie sollten 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze in einem Land mit 11 Millionen Einwohnern 2,4 Prozent mehr Wachstum bringen, auch wenn man sehr optimistische Multiplikatoreffekte unterstellte? Hotels, Luxuswohnungen usw. schaffen auch keine Industriearbeitsplätze, keine Beschäftigung für innovative Unternehmen aus dem IT- und Dienstleistungsbereich und kaum Jobs für junge Menschen mit abgeschlossenem Jura-Examen.

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