Theorie

Kapitalismus und Ketchup – 3

| 28. Februar 2018
pixabay.com/PDPics

Welche Bedeutung kommen den in den beiden vorangegangenen Artikeln vorgenommenen Bestimmungen des Begriffs der Handlung, der Institution und der essentiellen Elemente des Kapitalismus bei der Erklärung politikökonomischer Phänomene zu?

Das von mir in den vorangegangenen Teilen vorgestellte Forschungsprogramm hält einen in seinem Rahmen arbeitenden Wissenschaftler dazu an, bei der Erklärung sozioökonomischer Sachverhalte zunächst zu prüfen, ob sie sich als Effekte der organisatorischen Eigenschaften und der Wirtschaftspolitik eines bestimmten Staates interpretieren lassen. Es ist daher kein Zufall, dass ich z.B. die Eurokrise primär mit der von der rot-grünen Regierung initiierten Lohndrückerei im Rahmen der politischen Organisation des Euro erkläre.

Ein Forschungsprogramm, so zeigt das Beispiel, legt implizit fest, welche Sachverhalte als erklärungsbedürftig gelten (das Explanandum) und welche Sachverhalte zu einer Erklärung taugen (das Explanans). Die Festlegung auf den Staat als Explanans ist wiederum eine Folge der Konzeptualisierung einer Marktwirtschaft als einer aus einer Vielzahl von Institutionen bestehenden Institution und der (teilweisen) Bestimmung des Begriffs einer Institution über den der generellen Anweisungen von Regelautoren an Regeladressaten. Nun ist der Staat ein äußerst mächtiger Regelautor, ohne dessen Anweisungen wohl kaum eine der den Kapitalismus charakterisierenden Institutionen existieren würde. Die ein Forschungsprogramm definierenden Grundsatzentscheidungen – wie die Verwendung bestimmter Schlüsselbegriffe, z.B. dem der Institution – definieren also bestimmte Suchregeln für die Erklärung sozialer Tatsachen.

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