Soziales

Prinzipien einer gerechten Einkommensverteilung – 1

| 21. Juli 2016

Herr Winterkorn verdiente an jedem Tag des Jahres gut 40.000 Euro und damit ca. 10.000 Euro mehr als eine Servicekraft im ganzen Jahr. Nach etwa 35 Tagen wird er so viel verdient haben, wie die Servicekraft in einem 47-jährigen Erwerbsleben. Wie und in welchem Umfang lassen sich Einkommensunterschiede überhaupt rechtfertigen?

Die Einkommensunterschiede in Deutschland sind beträchtlich. Der Spitzenverdiener der deutschen Wirtschaft, Martin Winterkorn, bezog im Jahr 2014 ein Gehalt von 14,8 Millionen Euro. Sein Kollege Zetsche (Daimler) brachte es 2013 auf immerhin 8,2 Millionen. Bei Fußballern und anderen Größen der Unterhaltungsindustrie geht es um ähnliche Summen.

Am anderen Ende der Skala stehen etwa die Servicekräfte der Hotels, in denen die Mitglieder der ersten Gruppe gelegentlich nächtigen. Diese verdienen vielfach nicht mehr als den zurzeit geltenden Mindestlohn von 8,50 Euro. Mal angenommen Herr Winterkorn hat sich etwa 70 Stunden pro Woche bemüht das Wohl des VW-Konzerns zu mehren, dann kommt eine Servicekraft bei dem gleichen Arbeitseinsatz auf ein Jahresgehalt von ca. 30.000 Euro. Das Verhältnis der Einkommen läge bei 1:490. D.h. Herr Winterkorn verdiente an jedem Tag des Jahres gut 40.000 Euro und damit ca. 10.000 Euro mehr als die Servicekraft im ganzen Jahr. Nach etwa 35 Tagen wird er so viel verdient haben, wie die Servicekraft in einem 47-jährigen Erwerbsleben. Und es kommt noch besser. Das Einkommen von Herrn Winterkorn erscheint mittlerweile sogar Gewerkschaftern als angemessen. „Martin Winterkorn ist jeden Cent wert“ war sich der VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh noch 2014 sicher. Diese Zuversicht wird vermutlich nicht nur von Mindestlöhnern nicht geteilt.

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