Europa

Wie Geschichte Zukunft macht – 3

| 12. Dezember 2018
istock.com/Lichtwolke

Die europäische Krise kann man nur verstehen, wenn man die Krise der Ökonomik begreift, die in ihr zum Ausdruck kommt. Die Politik war und ist sklavisch abhängig von den falschen Lehren. Deutschland ist ohne die EWU verloren.

Was in der großen europäischen Divergenz und dem dröhnenden Schweigen der Politiker dazu zum Ausdruck kommt, ist letztlich die Tatsache, dass von der Politik und dem Großteil der sogenannten Wissenschaft weder die Mindestbedingungen für freien Handel noch die Rolle des globalen Währungssystems als Komplement zum Handelssystem verstanden werden. Ein schönes Beispiel für die große Konfusion hat gerade Stephen Roach geliefert, der lange Jahre bei Morgan Stanley in führender Position tätig war und sich heute immerhin „Professor in Yale“ nennen darf. In einem Gastbeitrag für das Handelsblatt scheibt er (am 1./2. Dezember 2018) über die großen Ungleichgewichte im Handel zwischen den USA und China, das Problem dahinter seien „Missverhältnisse beim Sparverhalten“ beider Volkswirtschaften: China spare zu viel, die USA sparten zu wenig.

Angewendet auf die große europäische Divergenz heißt das: Deutschland spart zu viel, Frankreich und Italien sparen zu wenig. Das ist allerdings schon deswegen Unsinn, weil nicht einmal klar gesagt wird, wer in den Ländern zu viel oder zu wenig spart. Das wäre immerhin eine Aussage, die man empirisch überprüfen könnte. Meint man jedoch die Volkswirtschaft insgesamt, wird die Aussage zur Tautologie, weil dann gesagt wird, ein Leistungsbilanzdefizit trete (definitionsgemäß) in solchen Volkswirtschaften auf, die eine Lücke zwischen den nationalen Ausgaben und Einnahmen aufweisen. Diese Lücke nennt man sowohl Leistungsbilanzdefizit als auch nationales Entsparen. Daraus folgt allerdings nur, dass man das Leistungsbilanzdefizit dadurch vermindern kann, dass man es vermindert.

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