Kommentar

Wie man das Volk betrügt

| 30. Juni 2017
istock.com/wildpixel

Immer irrer werden die Begründungen, mit denen man das Grundeinkommen verkauft. Und die Linke merkt nicht, dass sie genau bei diesem Thema systematisch von den Neoliberalen über den Tisch gezogen wird.

Ich bin vergangene Woche vom Hessischen Rundfunk zum Grundeinkommen interviewt worden (von einem langen Interview ist nach dem Zusammenschnitt allerdings nur ein Satz übrig geblieben, hier). Der Anlass war natürlich Schleswig-Holstein, wo eine Koalition unter Führung der CDU (!) einen Versuch mit dem Grundeinkommen machen will, was immer das heißen mag. Das Hauptargument, das in dem Interview vorgebracht wurde, war aber - wie in letzter Zeit fast immer -, dass man ohne ein Grundeinkommen doch die Folgen der Digitalisierung und Automatisierung nicht werde bewältigen können. Auch Top-Manager wie Joe Kaeser von Siemens hätten sich schließlich aus dem Grunde für das Grundeinkommen ausgesprochen.

Niemand will wohl merken, dass das ein in der Debatte um das Grundeinkommen nun schnell nachgeschobenes Argument ist, aber niemand will offenbar auch verstehen, dass Digitalisierung in diesem Zusammenhang das dümmste Argument überhaupt ist. Doch genau hier kann man unschwer erkennen, worum es unseren „Top-Managern“ geht: Das dumme Volk muss schnell stillgestellt werden, damit es nicht etwa fordert, an den Erträgen der Digitalisierung angemessen beteiligt zu werden. Mit der von vielen Seiten geschürten Angst vor der Digitalisierung kann man das wunderbar hinbekommen.

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